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Fitness durch die grauen Zellen: US-Firma lanciert Kopfhörer für’s Neuro-Training

Neuro-Training-Kopfhörer: Der amerikanische Start-Up Halo Neuroscience hat ein Gerät auf den Markt gebracht, das Sportlern mit neurowissenschaftlichen Methoden zu besseren Resultaten verhelfen soll.

Halo Sport sieht äußerlich aus wie ein Kopfhörer und tatsächlich kann man damit auch Musik hören, aber das ist nicht der eigentliche Clou: In den Bügel sind Elektroden eingebaut, die während des Trainings Stromimpulse – winzige Elektroschocks sozusagen – an den Träger abgeben. Die Impulse sollen die „neuronale Plastizität“ des Gehirns stimulieren: Die Verbindung zwischen dem Motocortex (dem Bewegungszentrum im Großhirn) und der Muskulatur werde gestärkt, und dadurch lasse sich der Einsatz der Muskeln besser kontrollieren und effizienter gestalten. Anders gesagt: Die Kommunikation zwischen Hirn und Muskeln klappe besser und schneller.

Neuropriming: Schnellere Kommunikation zwischen Hirn und Muskeln

Idealerweise soll der Kopfhörer etwa 20 Minuten vor dem Training aufgesetzt werden, der „neuroplastische“ Effekt halte dann etwa eine Stunde vor, verspricht der Hersteller. „Neuropriming“ nennt er den Effekt: In eigenen Studien habe man damit Leistungssteigerungen von bis zu 31 Prozent ermittelt. Auf der eigenen Website gibt das Unternehmen sich jedenfalls große Mühe, die wissenschaftliche Stichhaltigkeit des Produkts nachzuweisen: U.a. mit der Dokumentation einer umfassenden Doppelblindstudie mit positiven Resultaten.

Gemischte Resultate im Wettkampf

Einige amerikanische Sportler durften das Gerät ebenfalls vor der Markteinführung schon ausprobieren, darunter auch einige US-Olympioniken. Deren Resultate waren zwar eher gemischt. Aber das spricht natürlich nicht unbedingt gegen die Effizienz der Kopfhörer, sondern nur dafür, dass gute Trainingsmethoden ein wichtiger, aber nicht der einzige Grund für sportlichen Erfolg sind. Die wissenschaftliche Basis des Halo Sport klingt durchaus solide, unabhängige Tests liegen aber noch nicht vor.

Wer die Wirksamkeit selbst testen will: Seit November sind die Kopfhörer im freien Handel erhältlich. Kostenpunkt: Zirka 700 Dollar.

Mehr Information:

Website des Herstellers: Halo Neuroscience

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Neurowissenschaft: Joggen trainiert das Erinnerungsvermögen

Foto: @markheybo – CC BY 2.0

Sport hält nicht nur den Körper fit:

Wer joggt oder sich anderweitig sportlich betätigt, kann sich auch besser Lerninhalte merken und schneidet bei Prüfungen besser ab. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der FH Oberösterreich.

Das gilt besonders dann, wenn sportliche Aktivitäten unmittelbar nach einer Lernphase ausgeübt werden: Joggen, Radfahren oder ins Fitnessstudio zu gehen, bringt dann bessere Ergebnisse als einfach nur spazieren zu gehen oder ein Computerspiel zu spielen.

Nach Auffassung der Studienautoren hängt das damit zusammen, dass beim Sport das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird. Das ist insofern bemerkenswert, als ein hoher Cortisol-Spiegel bislang oft für das Gegenteil verantwortlich gemacht wurde: Stress im Beruf, in der Familie oder im sozialen Umfeld können ebenfalls für einen hohen Cortisol-Spiegel sorgen – und wirken sich meist negativ auf das Erinnerungsvermögen aus.

Die Ergebnisse der österreichischen Studie bieten nun ein differenzierteres Bild. Cortisol scheint Lern- und Merkfähigkeiten vor allem dann negativ zu beeinflussen, wenn es mit psychologischem Stress korreliert. Bei rein körperlichem Stress scheint der Cortisol-Ausstoß genau das Gegenteil zu bewirken, nämlich die Merkfähigkeit zu verbessern. Zumindest scheint das Gehirn dadurch angeregt zu werden, bestimmte Speicherungs- und Merkprozesse in Gang zu setzen.

Ein weiterer Faktor könnte eine Rolle spielen: Sportliche Anstrengungen stimulieren offenbar auch das Wachstum neuer Nervenzellen, und zwar vor allem im Hippocampus, also jenem Areal des Gehirns, das für Lernen und Erinnerung zuständig ist. Das fand schon vor einigen Jahren eine Forschergruppe des amerikanischen National Institute on Aging heraus. Man muss sich allerdings auch ein bisschen anstrengen dafür: „Es funktioniert nur, wenn sie etwas wirklich schweißtreibendes machen, und mindestens 30 bis 40 Minuten sollten es schon sein“, sagt die Neurowissenschaftlerin Karen Postal.

Mehr Information:

Artikel zur oberösterreichischen Studie

Artikel zur Forschung des National Institute on Aging

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Cuvée aus dem EEG: Der erste Neuro-Wein der Welt

Foto: Stefan Muth – CC BY-SA 2.0

 

Na dann Prost:

Ein südafrikanischer Winzer hat den ersten „Neuro-Wein“ der Welt produziert.
Oder besser gesagt: Die ersten zwei Neuro-Weine, eine weiße und eine rote Cuvée nämlich. Um die richtige Komposition zu finden, ließ sich Winzer Pierre Walser, Inhaber des Weinlabels „Blankbottle“, mit einem Elektroenzephalographen (EEG) verkabeln. Das Gerät maß Walsers Gehirnaktivitäten, während er verschiedene Rebsorten probierte.

Das Unterbewusstein führen lassen

Aus den Daten habe man Rückschlüsse auf Walsers unbewusste Geschmacksreaktionen ziehen können und dadurch ermittelt, welche Aspekte der einzelnen Rebsorten am besten ankamen, behauptet der verantwortliche Neurologe Dr. David Rosenstein. Walser selbst ist davon überzeugt, dass die Methode dazu beigetragen habe, einen objektiv guten Tropfen zu kreieren. Bei der Entwicklung einer Cuvée kämen ihm zu oft vorgefasste Erwartungen in die Quere, die aus den Kenntnissen über die einzelnen Rebsorten resultierten. Die Neuro-Methode habe ihm geholfen, alles Hintergrundwissen abzuschalten und nur den Wein an sich wirken zu lassen: „Das Unterbewusstsein hat das Ruder übernommen und nicht das Bewusstsein.“

Genießen ohne Vorurteil

Walser gehört zu den Exzentrikern unter Südafrikas Winzern. Der Name seines Labels ist Programm: Blankbottle heißt es deshalb, weil auf den Etiketten seiner Cuvées jeder Hinweis auf die enthaltenen Rebsorten fehlt. Der Weintrinker soll den Wein an sich genießen und sich nicht durch vorgefasste Erwartungshaltungen beeinflussen lassen, getreu dem Firmenmotto: „Clothes maketh not the man“ (zu deutsch etwa: „Nicht die Kleider machen die Leute“). Gleichwohl kommen auch seine Produkte nicht ohne attraktive Verpackung aus: Walser entwirft die Etiketten seiner Weine selbst und versieht sie oft mit poetischen, humorvollen oder provokanten Namen und Anekdoten.

Blankbottle: Website des Weinlabels

kaiserkom | Agentur für emotionale Kommunikation

Kevin oder Justin? Warum Eltern manchmal die Namen ihrer Kinder verwechseln

Foto: Ben Francis – CC-BY-2.0

Das kommt in den besten Familien vor: Dass Eltern im Eifer des Gefechts die Namen ihrer Kinder durcheinanderbringen (oder – besonders peinlich – sogar mit dem des Hundes verwechseln). Wem das schon mal passiert ist, der kann beruhigt aufatmen: Eine Studie der US-amerikanischen Duke University zeigt, dass solche Namensverwechslungen durchaus häufig auftreten und zwar gerade unter Familienmitgliedern und engen Freunden. Oder anders formuliert: Die Wahrscheinlichkeit, einen Namen zu verwechseln, ist bei Personen, mit denen wir eng vertraut sind, größer als bei weniger vertrauten Menschen.

 

Für die Studie befragten die Autoren über tausend Studenten und Mitarbeiter der Universität. Die weitaus meisten wussten zu berichten, dass sie mit Namensverwechslungen eher im engen Freundes- und Verwandtenkreis konfrontiert waren als außerhalb – sei es, dass sie selbst mit einem falschen Namen bedacht wurden, sei es, dass sie ihrerseits jemandem mit falschem Namen benannten.

 

Den Wissenschaftlern fielen dabei ein paar interessante Aspekte auf: So treten Verwechslungen häufig innerhalb einer semantischen Kategorie auf. Das heißt: Der Name eines Familienmitglieds wird mit dem eines anderen Familienmitglieds verwechselt, der eines Freundes mit einem anderen Freund. „Vermischte“ Verwechslungen (z.B. Freundes- mit Familiennamen) gibt es dagegen eher selten.

 

Verwechslungen gibt es häufig auch bei phonetischer Ähnlichkeit, also etwa wenn Kinder ähnlich klingende Namen haben („Dan“/“Stan“ oder „Kevin“/“Justin“). Körperliche Ähnlichkeit scheint dagegen kaum eine Rolle zu spielen bzw. nur selten zu Namensverwechslungen zu führen.

 

Für die Wissenschaftler ist dieses Phänomen ein Hinweis darauf, wie Namensinformationen (oder Informationen überhaupt) im Gehirn strukturiert werden. Ganz offensichtlich neigt das Gehirn dazu, Namen nicht einfach nur jeweils einer Person oder einem Objekt zuzuordnen, sondern auch untereinander in Beziehung zu setzen. Namen, die gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen, werden gruppiert, wobei semantische Kriterien (Familienmitglied, Arbeitskollege, Schulfreund) ebenso eine Rolle spielen können wie phonetische (ähnlicher Klang, gleicher Anfangslaut oder ähnliches).

 

Eine Art memotechnische Mengenlehre, die dem Gehirn dabei hilft, wichtige Informationen schnell und effizient aufzuspüren, andererseits auch dazu führen kann, dass diese Informationen im Eifer des Gefechts – etwa wenn ein Streit auf der Rückbank im Auto geschlichtet werden muss – durcheinander geraten.

 

Etwas richtig zu benennen, ist, wenn man’s neurologisch betrachtet, ein höchst komplexer Vorgang, bei dem in Millisekunden unterschiedlichste Informationen aus verschiedenen Regionen des Gehirns zusammengeführt werden. Es scheint plausibel, dass dieser Vorgang auch dann störanfällig sein kann, wenn wir es mit Personen oder Objekten zu tun haben, zu denen uns viele Informationen vorliegen. Ein tröstlicher Gedanke vielleicht für alle, die zur Fraktion der „Ich komm da gleich drauf …“-Menschen gehören …

Mehr Information:

Studie der Duke University (kostenpflichtig, englisch)